Frisst Googles KI deinen Website-Traffic? Die Auswirkungen von AI Overviews auf Klicks
3. Juli 2025 – Tobias Steinemann
In den letzten Monaten lässt sich eine deutliche Veränderung bei den Google-Suchergebnissen festgestellt. Mit der Einführung von KI-generierten Zusammenfassungen, den sogenannten AI Overviews, beantwortet Google Userfragen direkt oben in den Suchergebnissen. Auch wenn dies die User Experience verbessert, stellt sich für Publisher eine unbequeme Frage: Was passiert mit meinem Website-Traffic, wenn Google die Antwort liefert, bevor User überhaupt klicken? Dieser Artikel beleuchtet die messbaren Auswirkungen von Googles AI Overviews auf Klicks und zeigt, was das für deine Content-Strategie bedeutet.
Die Zahlen: Sinkende Klickraten
Mehrere Studien haben den Effekt von AI Overviews auf Website-Traffic analysiert. Die Ergebnisse sind eindeutig: Organische Klicks gehen zurück.
Ahrefs stellte fest, dass die Klickrate auf das erste organische Suchergebnis um 34,5 % sank, wenn AI Overviews angezeigt wurden. Amsive berichtete von einem durchschnittlichen Rückgang von 15,5 %, bei nicht-markenbezogenen Keywords fast 20 %, in einigen Fällen sogar bis zu 37 %, insbesondere in Kombination mit Featured Snippets. Andere Analysen zeigen Rückgänge von bis zu 60 % oder mehr bei Suchanfragen mit hohem Volumen (Forbes).
Diese Zahlen verdeutlichen einen strukturellen Wandel: User erhalten ihre Antworten direkt von Googles KI, ohne externe Websites besuchen zu müssen.
Warum gehen die Klicks zurück?
Der Grund für diesen Rückgang ist klar. Für viele Suchanfragen erscheinen mittlerweile Googles AI Overviews ganz oben in den Suchergebnissen, oft noch vor Anzeigen und organischen Links. Diese prominente Platzierung, kombiniert mit einer kompakten und für viele Suchanfragen ausreichenden Antwort, befriedigt das Userbedürfnis sofort.
Informative, nicht-markenbezogene Suchanfragen sind am stärksten betroffen, da User für Definitionen, Erklärungen oder schnelle Fakten nicht mehr auf Publisher-Seiten klicken müssen. Hingegen bleiben markenbezogene oder kommerzielle Suchen sowie andere Anfragen mit tieferem Informationsbedarf stabil – in einigen Fällen steigen die Klickraten sogar leicht (Amsive). Das leuchtet ein. Schliesslich kann die Google AI noch keine Sneakers liefern oder Restaurants reservieren.
Zero-Click-Suchen nehmen zu
AI Overviews verstärken einen bereits bestehenden Trend: Zero-Click-Suchen, bei denen User ihre Antwort direkt auf der Ergebnisseite erhalten und keine Website mehr besuchen. Aktuelle Daten zeigen, dass mittlerweile fast 60 % der Suchanfragen ohne Klick enden (LinkedIn-Analyse).
Für Content-Publisher, die stark auf informativen Suchtraffic angewiesen sind, kann diese Entwicklung erhebliche Auswirkungen auf Umsatz und Reichweite haben, insbesondere wenn ihre Monetarisierung auf Seitenaufrufen und Werbeeinblendungen basiert.
Aber auch in Branchen, die als Teil ihrer Akquise über Inhalte Vertrauen in die Expertise aufbauen, ist das eine beunruhigende Entwicklung. Denn: Inhalte sind nicht mehr erkennbar mit der verfassenden Expertin verbunden.
Wie du weiterhin Sichtbarkeit aufbauen und Verbindungen schaffen kannst
Auch wenn dieser Wandel zunächst beunruhigend wirkt, bedeutet er nicht das Ende des organischen Suchtraffics. Vielmehr signalisiert er, dass Website-Betreiber ihre Strategien anpassen müssen, um sichtbar und relevant zu bleiben:
1. Optimierung für AI Overviews
Strukturiere Inhalte so, dass sie Fragen klar und autoritativ beantworten. Es gibt Möglichkeiten, die Chance auf eine erkennbare Nennung in den AI Overviews oder den «Featured Snippets» zu erhöhen. Verwende bspw. Schema-Markup und strukturierte Daten. So bleibst du sichtbar, selbst wenn User nicht direkt auf deine Seite klicken.
2. Einzigartige, tiefergehende Inhalte erstellen
Biete Mehrwert, den AI nicht liefern kann: exklusive Datenanalysen, Studien, Tools, Meinungsbeiträge oder interaktive Inhalte. User besuchen Websites, wenn sie dort Erkenntnisse finden, die über allgemeine Informationen hinausgehen.
3. Mehr Wiedererkennung, mehr Charakter
Sichtbarkeit zu erlangen ist also schwieriger geworden. Umso wichtiger ist es, dass die Präsenz in Erinnerung bleibt. Das Branding wird wieder wichtiger werden. Schaffe eine wiedererkennbare Marke. Für viele ist das am Anfang ein Problem: Sie wollen keine Zielgruppen ausschliessen. Tatsächlich ist es aber so, dass Personen und Brands, die sich etwas trauen und Charakter zeigen, stärkere Communities bilden können.
4. «Own Your Content» und direkte Zielgruppenbindung
Da eine alleinige Abhängigkeit von Google riskant ist, sollten Marken auf Kanäle setzen, die sie selbst kontrollieren:
- E-Mail-Newsletter mit kuratierten Inhalten zur Stärkung der Beziehung.
- Podcasts und Webinare, um Expertise zu zeigen und Vertrauen aufzubauen.
- Storytelling auf Social Media, vor allem auf LinkedIn, Instagram oder TikTok, um Reichweite und Markenbekanntheit zu steigern.
5. Mid- und Bottom-Funnel-Content priorisieren
Suchanfragen mit kommerzieller Intention (z.B. „beste Anwaltskanzlei für…“) führen eher zu Klicks. Entwickle Inhalte, die diese konkreten Bedarfe adressieren und direkt in Leads oder Conversions übergehen können.
6. Community und Reputation stärken
Baue digitale Communities auf, z.B. über geschlossene Gruppen, Foren oder Plattformen. Gleichzeitig gilt es, die Markenreputation über PR, Kooperationen und Thought Leadership zu festigen, sodass User deiner Marke vertrauen, wenn sie in AI Overviews erscheint.
PR-Strategien helfen Kanzleien, sich professionell zu positionieren – glaubwürdig, relevant und rechtskonform.
Der Weg nach vorn
Google argumentiert, dass zwar insgesamt weniger Klicks erfolgen, aber die User, die doch klicken, bewusster handeln und eher konvertieren (BrightEdge). Ob dies den Rückgang des Gesamtvolumens kompensiert, bleibt jedoch fraglich. Ebenso unklar ist, wie die vielen Content Creators auf diese Entwicklung reagieren und was das künftig für den öffentlich zugänglichen Inhalt bedeutet. Google und die anderen AI-Tools tun gut daran, für Content Creators auch weiterhin Anreize zu schaffen, Inhalte zu generieren. Schliesslich sind diese Inhalte das Futter ihrer künstlichen Intelligenzen...
Trotzdem gilt: AI Overviews sind gekommen, um zu bleiben. Die Frage ist nicht, ob sich der Traffic verändert – das ist bereits Realität – sondern, wie du deine Content- und Markenstrategie weiterentwickelst, um in einer AI-first-Suchwelt sichtbar und relevant zu bleiben.